Am 13.01.2012 fand die Präsentation zur Untersuchung „Arbeitsbedingungen und Fehlzeiten in den Hamburger Justizvollzugsanstalten“ von Prof. Dr. Dahlgaard und Prof. Dr. van den Busche in der Untersuchungshaftanstalt Hamburg (UHA) statt.
Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Gespannt und konzentriert folgten die Bediensteten den Erläuterungen. Anschließend kam es zu einer zum Teil emotional geführten, kritischen Aussprache über die Missstände.
Die Kolleginnen und Kollegen hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ihre Wahrnehmung über die Arbeitsbedingungen in der Anstalt zu äußern. Es kamen überwiegend klar formulierte, konkrete und kritische Beispiele zur Sprache, die exemplarisch für die negative Grundstimmung in der Anstalt sind. Enttäuscht und zornig reagierten viele Kollegen auf einen Teil der Ausführungen der Anstaltsleiterin Fr. Dreyer.
Die Analyse der Arbeitsbedingungen und Fehlzeiten weist auf eine hohe Unzufriedenheit der Bediensteten hin, die offenkundig zu den hohen Fehlzeiten beiträgt.
Wichtigste auslösende Faktoren sind gemäß der Studie:
- Mangelnde Führung und falsches Führungsverhalten
- mangelnde Förderung von Gestaltungsspielräumen
- schlechte Beförderungschancen und intransparente Beförderungsentscheidungen
- geringe Wertschätzung
- unzureichender Umgang mit Fehlzeiten
Es ist anzumerken, dass die Unzufriedenheit des AVD repräsentativ ist für alle Beschäftigten der Anstalt, wie die Professoren festgestellt haben.
Im Unterpunkt „Personalführung – Führen und geführt werden“ zeigte die Analyse deutlichere Defizite in der JVA Billwerder und der UHA als in den anderen Anstalten.
Angesichts dieses niederschmetternden Resümees werden besonders die Führungspersonen dieser Anstalten ihr bisheriges Leitungs- und Führungsverhalten hinterfragen müssen. Auf die praktikablen Vorschläge des Personals eingehen und nicht als Pseudobeteiligung verstehen, ist ein wichtiger Baustein für Kommunikation und Einbeziehung in Entscheidungsstrukturen.
Ist die Teilnahme der Anstaltsleiterin an der Schlussbesprechung der HVD-Runde in der UHA ein erstes Indiz für Veränderung und Einbeziehung des Personals in Handlungsabläufe?
Den Schlussfolgerungen der Untersuchung, u.a. Entwicklung einer gemeinsamen Führungskultur, mehr Kompetenz und Verantwortung für das Personal, Transparenz bei Beförderungen, materielle und immaterielle Anreize schaffen, schließen wir uns inhaltlich an.
Aus gewerkschaftlicher Sicht sollte neben den o. g. und vielen weiteren Aspekten, eine deutliche Verkürzung der Zeiten zwischen den Beförderungen im AVD und der Verwaltung, die Anhebung der Zulage und die Einführung bzw. Wiedereinführung der besonderen Altersgrenze für alle im Vollzug direkt mit Gefangenen beschäftigten Berufsgruppen erreicht werden.
Dafür werden wir uns einsetzen!
Rene Müller






